Unter den Gassen von Khizar Teil 2

In dieser Geschichte entdeckst du mit Allanor einen verborgenen Schatz in Khizar. Die nächsten Teile folgen dienstags. Teil 1 hier.

Tief unter der Gerbergasse in Khizar, am Fuß der Treppe, stand Allanor mit klopfendem Herzen vor einer Kellertür. Er war sich nicht sicher, was ihn auf der anderen Seite erwarten würde. Er dachte an den Geschichtsunterricht und erinnerte sich, dass Khizar auf einer versunkenen Stadt gebaut worden war. Es half nichts, er wusste, dass er mutig sein musste, um die geheime Bibliothek zu finden. „Hoffentlich sind da keine Ratten oder schlimmeres.“

Er drückte gegen die Tür, doch sie verweigerte ihm den leichten Durchgang. Hartnäckig schabte die abgesunkene, alt Tür gegen die staubige Schwelle. Als endlich ein Spalt offen stand, lauschte Allanor. Zum Glück war es still.

Schließlich öffnete er die Tür ganz und blickte auf einen niedrigen Kellerraum, an dessen Wänden Regale standen, in denen Rollenbehälter aus Leder lagen. Er zog einen schweren, staubigen Behälter heraus, öffnete den Deckel und fasste vorsichtig hinein. Das darin liegende Schriftstück war ein einzelnes Blatt und beinhaltete den bekannten Lehrlingszauber, um Ungeziefer zu vertreiben. Allanor schnaubte enttäuscht und öffnete die nächste Rolle. Auf zwei Blättern beklagte ein vergessener Dichter seinen mickrigen Lohn. Allanor zog die nächste heraus.
Mit jedem Schriftstück über Farbmischungen, einfache Zauber und die Geschichte der Gerber wuchs seine Frustration. „Die Sonne geht bald auf“, dachte er und Panik macht sich in ihm breit, denn er fragte sich, wie er diesen Keller verlassen könnte, ohne gesehen zu werden. Ihm fiel ein, dass diese geheime Bibliothek vielleicht gar nicht so geheim war. Was wenn jemand sauer auf ihn werden würde, weil er hier ohne Erlaubnis stöberte? „Aber ich mache weder was kaputt noch klaue ich“, beruhigte er sich, doch so ganz richtig fühlte sich das ganze jetzt doch nicht mehr an.
Er blickte sich also weiter um, fand aber keine ungeprüfte Rolle mehr, und ließ die Schultern hängen. „So, das war’s wohl. Hier gibt es keine neuen Zauber. Ich muss warten bis zur nächsten Klasse.“

Als er enttäuscht zur Ausgangstür, fiel ihm auf, dass die Türschwelle mit vertrockneten Seepocken überzogen war. Er erinnerte sich an den Gewchichtsunterricht über die Große Flut, die die Stadt bedroht hatte. Die Magiergilde hatte gegen die Wassermassen des Ozeans gekämpft und alle gerettet. Damit war das Schicksal abgewendet worden, das eine ältere Stadt befallen hatte, die vor Khizar hier gestanden hatte. Ein Gedanke durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er lief den Raum ab und suchte die Wände zwischen den Regalen ab.
Hinter den ersten Regalen fand er Spinnweben. Hinter dem zweiten eine leere Schriftrolle. Hinter dem Dritten einen grünlichen Stein. Er zog alle Rollen aus dem Buchregal heraus und leuchtete durch die leeren Regale. Der grünliche Stein war Teil eines älteren Mauerwerks.
Allanor schob das Regal mit Mühe zur Seite und drückte gegen die grünen Steine. Sie gaben nach und ein dunkles, schmales Loch wurde frei, durch das nur ein Kind hindurchpasste. Er leuchtete hinein. In der Dunkelheit begann eine Rutsche, die tief in die Erde führte.
Allanor rüttelte an ihr, aber sie wackelte keinen Deut. „Das ist ein geheimer Eingang in die versunkene Stadt, auf der Khizar steht“, dachte er.
Er schickte sein magisches Licht die Rutsche hinab, aber das kugelrunde Licht reichte nicht an die Wände, so groß war die Halle. „Wer weiß, was für Kreaturen hier unten in den Schatten lauern?“

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